von Amts wegen.

Photobuchband, 51 Lichtbilder, Ämter einer Stadt, erfasst von Mai 2008 bis Dezember 2009, Benedikt Steinmetz, erschienen bei Schaden.com Köln. Das photographische Projekt war zeitlich begrenzt und sollte mit der Buchveröffentlichung enden.
Zwischenzeitlich haben sich Amtsgebäude verändert, sie sind umgezogen, umbenannt worden, haben neue Zuständigkeiten bekommen,  zwei neuen Ministerien sind entstanden…

Diesen Weiterungen widmet sich der Blog.

 

Das Projekt

In einer von mediengerechten Selbstdarstellungen dominierten Welt wird die Politik zunehmend zur Kunst der schnellen, medienkonform präsentierten Antwort zu jedem Problem und Thema: gefragt sind Moratorien und Gipfeltreffen, oder zumindest ein Stresstest, ein runder Tisch oder eine Ethikkommission. Und falls irgendeiner der medienkonform als alternativlos präsentierten Ansätze tatsächlich umgesetzt werden muss, na dann wird schon irgend eine Behörde dafür zuständig sein. Blickt so die Politik auf die Welt der Ämter und Behörden?

Wenn der Bürger im täglichen Leben mit der Staatsmacht in Berührung kommt, dann nicht mit der Welt der Politik, so wie sie in den Medien allgegenwärtig ist. Mit der Fiktion des Staates, so wie er sich in den Medien präsentiert, kann es keinen Kontakt geben. Es sind Amtsstuben, Behörden oder Verwaltungen, die „Rückseite der Macht“, mit denen der Bürger leben muss, die Wahrnehmung und Auftreten des Staates ebenso prägen wie die Allgegenwärtigkeit von Ämtern das Bild einer Stadt.
Wie präsentiert sich aber der Staat im täglichen Leben? Im Alltag des Bürgers, im Erscheinungsbild seiner Stadt, in seinem Lebensraum? Sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Architektur dem Zufall oder der Funktion geschuldet? Kann die Architektur dem Betrachter etwas über das Selbstverständnis des Staates sagen, der hinter diesen Fassaden waltet?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Lichtbildner Benedikt Steinmetz in seinem aktuellen Werk “von Amts wegen.“. Der Photoband fügt Lichtbilder von verschiedenen, über eine Stadt verteilten Behörden und Verwaltungen zu einer Gesamtschau zusammen und versetzt so den Betrachter in die Lage, Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Fassaden zu entdecken und eigene Antworten auf diese Fragen zu finden

Schon der Titel „von Amts wegen.“ legt nahe, dass der Lichtbildner sich für die skurrilen und humorvollen Aspekte seines Themas interessiert. Es geht dem Künstler nicht um statische, konventionelle Architekturphotographie; zu groß ist sein Interesse für das Besondere, für überraschende Details und zu deutlich seine Bereitschaft, dynamische Elemente und scheinbar Zufälliges mit aufzunehmen. Es ist gerade dieses Aufeinandertreffen von Hintersinn und Humor in der Bildgestaltung mit der Strenge der Architektur welches den Lichtbildern ihren Charakter verleiht.

Die begleitenden Texte stellen den Bezug zum Thema inhaltlich, aber auch durch Typographie und Sprache her. Ergänzt durch teils offensichtliche, teils verborgene Anspielungen in Material und Gestaltung, wird das Buch zum Gesamtobjekt, das nicht nur dokumentiert, sondern auch kommentiert.

Mit dem Buch „von Amts wegen.“ knüpft Benedikt Steinmetz an frühere Arbeiten rund um sein Thema „Lebendigkeit im formellen Raum“ an.

Bis zum 28.05.2011 werden Fotografien des Projektes „von Amts wegen.“ in der Fotogalerie Nieser in Stuttgart ausgestellt.

Benedikt Steinmetz, geboren 1961 in Saarbrücken, lebt und arbeitet in Saarbrücken.
Mehr Informationen auf www.f22.cc.

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